Titelblatt Politeia Kalender 2010
Herausgeberin: Marianne Hochgeschurz
Blick in den Kalender
(PDF-Info-Blatt 139 KB)

Liebe Kalender-Geschichte(n)-Leserinnen und -Leser!

Entscheiden wir uns für den Weg, den wir einschlagen wollen, und versuchen wir, ihn mit Blumen zu säumen, schreibt die französische Philosophin Marquise Emile de Châtelet um 1750 in ihrer Schrift Discours sur le bonheur / Über das Glück. Im vierten POLITEIA-MATRI-Kalender werden Frauen gewürdigt, die sich in diesem Sinne für ihren Weg entschieden haben.

Aus der großen Zahl derer, die - allen männlichen Behinderungen zum Trotz - ihre eigenen Wege gingen, werden 12 Frauen und ihre historischen Schwestern gewürdigt: als Humanistinnen, Aufklärerinnen, Reformerinnen und Revolutionärinnen. Ob Schriftstellerin, Wissenschaftlerin oder Künstlerin, ob Aristokratin, Bürgerin oder Marktfrau, ob Mutter, Gottesbraut, Ehefrau oder Liebhaberin, bei ihnen allen finden wir diese weibliche Kraft, die als neuzeitliches matriarchales Muster die Spirale der Zeit weiterbewegt hat. Mit ihrer Empörung gegen Unrecht und Unfreiheit brachten Frauen die bestehenden Gewaltstrukturen ins Wanken, während sie zugleich nach neuen Wegen suchten, die Beziehungen zwischen Frauen und Männern in ein liebevolles Gleichgewicht zu bringen.
Die so genannte Neuzeit, von etwa der Mitte des 16. bis ins beginnende 19. Jahrhundert, war geprägt von auffallender Unruhe in den Geschlechterbeziehungen. Nach dem Scheitern der Hexenprozesse suchten Männer das weibliche Begehren auf "moderne" Weise zu beherrschen. Wortgewaltig karikierten sie die Frauen als sittenlos und bildungsunfähig, um so ihren Ausschluss aus den männlich definierten öffentlichen Räumen zu begründen. Kriege und ökonomische Krisen waren die Folgen. Den Frauen, die eine Versorgungsehe ablehnten, wurde die eigenständige Existenzsicherung erschwert. - In den Querelle des Femmes entlarvten die Frauen diese misogynen Strategien der Männer. Sie empörten sich, verweigerten ihr Mitmachen in männlichen Konzepten und vergewisserten sich ihrer eigenen weiblichen Stärken. - Frauen nahmen auch die Rose selbst in die Hand!

Diesen historischen Frauen widme ich die Rose, die die französische Malerin Elisabeth Vigée-Lebrun im Jahr 1783 malte und überreiche sie im Titelbild auch Ihnen, mit guten Wünschen für ein "blumengesäumtes" Jahr 2010!

Marianne Hochgeschurz

Titelbild: Elisabeth Vigée-Lebrun, Marie Antionette à la rose, 1783, Ausschnitt, National Gallery of Art, Washington, aus: SPIRALE DER ZEIT / SPIRAL OF TIME, Heft 4/2009, S. 37.
zuletzt aktualisiert am 10. Sept. 2009 |